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21. 11. 2024, 14:18 Uhr |
Historisches über Tempelhof Das älteste noch erhaltene Zeugnis der Entstehung von Tempelhof ist die Dorfkirche mit Feldstein-Mauern aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts. Doch sie ist älter. Erst 1952 entdeckte man bei Grabungen frühere Fundamente, insbesondere, dass die Kirche zuvor einen rechteckigen Turm hatte, wie die Dorfkirche Marienfelde. Der frühere, durch Brand zerstörte Bau entstand um 1200 oder kurz davor, spätestens jedoch 1212 - die Dorfkirche Tempelhof hat also zweifelsfrei eine mindestens 800-jährige Geschichte. Und sie ist, vermutlich weil sie Komtureikirche war, die größte Feldsteinkirche Berlins. Sehr wahrscheinlich aber geht die Geschichte Tempelhofs noch weiter zurück: Man nimmt an, dass bereits ca. 1190 Tempelritter hierher kamen, nachdem sie 1187 den Kampf um Jerusalem endgültig verloren hatten. Den heimgekehrten Templern gab man Land und die Aufgabe der Christianisierung nach Osten hin. Das heutige Tempelhof war deshalb ideal, weil der befestigte Komturhof auf einer leichten Anhöhe mitten zwischen eiszeitlich gebildeten Teichen gegründet werden konnte - geschützt wie eine Wasserburg. Solche mit Wasser gefüllten "Toteislöcher" gab es damals auch "rundum" auf dem heutigen Reinhardtplatz und im Bosepark, und man konnte sie leicht mit Gräben verbinden. Es ist anzunehmen, dass die Dorfkirche Tempelhof zunächst als Komturei-Kapelle aus Holz entstand, wenn auch schon am heutigen Standort, und erst einige Jahre Landwirtschaft betrieben werden musste, um das Geld für einen ersten Steinbau zu sammeln. Daraus folgt, dass die Geschichte Tempelhofs sehr wahrscheinlich noch weiter zurück reicht als die der Feldsteinkirche in Tempelhof. Vermutlich wurden auch die Bauern, welche die Ländereien der Tempelritter bestellten und Geld für einen Feldsteinbau erwirtschafteten, um 1200 oder sogar etwas früher an der heutigen Straße Alt-Tempelhof, angesiedelt. Vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert 1312 wurde der Templerorden durch päpstlichen Erlass aufgelöst und der "Tempelhof" wurde an die Johanniter übertragen. Im späten Mittelalter kauften wohlhabende Bürger der Doppelstadt Bärlin-Cölln den Johannitern Ländereien der Dörfer Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde sowie aus dem später entstandenen Rixdorf-Neukölln ab. Die Seuchen und Kriege zwischen 1611 und ca. 1650 sollen nur zwei Tempelhofer Großfamilien überlebt haben. Der kuppelartige Turm der Tempelhofer Dorfkirche mit schmalen Leisten (wie in Lichterfelde zu erkennen) wurde ebenfalls durch Kriegshandlungen zerstört. Die Entwicklung von Tempelhof wurde ab 1722 empfindlich behindert, weil die preußische Armeeverwaltung das umfangreiche Weide- und Ackerland im Norden des Dorfes einfach zum Exerziergelände und Paradeplatz für die Armee erklärte. 100 Jahre später, ab 1827, erhielten die Bauern das Recht, die zeitweise von der Armee genutzten Flächen an den preußischen Staat zu verkaufen. 1861 wurde die so genannte "Tempelhofer Vorstadt" von Berlin eingemeindet. Dies waren Tempelhofer Ländereien noch nördlich des Tempelhofer Feldes - und die "Tempelhofer Vorstadt" bildet heute den südlichen Teil Kreuzbergs inklusive dem "Tempelhofer Berg", heute der "Kreuzberg". Die Nähe nach Berlin verwandelte das Dorf Tempelhof, das um 1800 nur 241 Einwohner zählte, zu einer bedeutenden Gemeinde: 1838 wurde die Chaussee Berlin-Dresden eröffnet (heute Tempelhofer bis Kirchhainer Damm), die Ringbahn (1871) und die Anhalter Bahnstrecke, Straßenbahnen / zunächst Pferdeeisenbahnen (1875), der Teltowkanal (1906), Kanalisation, Elektrizitäts- und Gasversorgung, das alles trug zum raschen Wachstum von Industrieansiedlungen und zu einer Art Bevölkerungsexplosion bei. Als Folge dieser Entwicklung wurde Tempelhof 1920 ein Teil von Berlin. Auch das historische Tempelhof veränderte sich: Die Komturei wurde 1890 abgerissen, heute ist dort ein Spielplatz. Und die Dorfkirche Tempelhof wurde 1944 durch Bombentreffer zu einer Ruine - jedoch wurde sie bis 1954 wieder aufgebaut und erinnert an das historische Tempelhof. |
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